Kennen Sie den «Süütoni»?
Wer hätte gedacht, dass anlässlich des Jubiläums der Theatergruppe Oberägeri, der heilige «Süütoni» eine wichtige Rolle spielt?
Als Regisseur habe ich einiges zu tun vor den eigentlichen Proben im Herbst. Das Wichtigste ist vorerst das Stück. Beim Studium der Geschichte interessieren mich nicht nur die Figuren und Orte, sondern auch, in welcher Zeit ich die Story ansiedeln will. Spannend wird es, wenn dabei geschichtliche Zusammenhänge und Details ans Licht treten. Und da traf ich eben auf diesen «Süütoni», den Patron der Schweine, Metzger, Landwirte und Haustiere.
Ein Koben neben der Kirche
Dieser Heilige lebte von 250 bis 356 in Ägypten (Hoppla, welch' schönes Alter), wurde bekannt als Antonius der Grosse und ist nun für uns Theatergrüppler von Interesse, weil sich unser neuestes Stück auch um ihn dreht, und zwar so: Früher war es in vielen armen Berggemeinden Brauch, neben der Kirche einen Schweinekoben zu errichten. Wenn das Volk dann die Messe besuchte oder sonst am Verschlag vorbeikam, fütterten die Leute das Ferkel darin mit allerlei Hausabfällen. Es gedieh und setzte tüchtig Speck an.
Nun, auch dieses Antonius-Schweinderl landete beim Metzger, und zwar ein paar Tage vor dem 17. Jänner, dem Namenstag zu diesem Heiligen. Am «Süütonitag» selber wurde das Fleisch – Koteletten, Speckmöcken, Würste, Schnörrli, Schwänzli und Gnagi, dann gebraten und gekocht, und an alle Leute des Dorfes kostenlos verteilt. (Heute heisst das trendy und neudeutsch «from nose to tail».)
Man kann sich vorstellen, dass das in eine rechte Völlerei, gepaart mit viel Schnaps und Wein, mündete. Auch Musik und Tanz durften auf keinen Fall fehlen.
Dass der Pfarrer an diesem derben Treiben kaum Freude hatte, lässt sich leicht erahnen, zumal e s wohl Besseres zu tun gäbe, als ausgiebig zu feiern und der sündigen Lust zu frönen, zum Beispiel das defekte Dach der Kirche zu reparieren.
Raten Sie mit
Nebst dieser netten Story halten mich natürlich noch andere Fragen auf Trab: 30 Männer, Frauen, Kinder sollten auftreten. Das Stück soll musikalisch begleitet werden. Und da ist noch das Bühnenbild, das wir eigenhändig entwickeln und erstellen wollen.
Ich bin guter Dinge, dass unser Jubiläums-Werk gelingen wird. Die ersten, wichtigen Pflöcke dazu sind bereits sicher eingeschlagen.
Um welches Stück handelt es sich? Und wer hat es im Original geschrieben? Das werden wir noch früh genug bekanntgegeben. Aufmerksame Leser haben es vielleicht schon erraten…
freue mich auf Ihren Besuch im November, wenn wir zum vierzigsten Mal die Bretter der Welt bespielen.
P.S. Apropos «Süütonifiirtig» – von mir aus könnte man diesen Feiertag getrost wieder einführen, der Januar ist eh ein langweiliger Monat.
Klaus Bilang, Regisseur 2019
Bildquelle: Wikipedia.ch /Alfredo Sanchez Garzon